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Warum scheiterte das Habsburger Reich?

Woran scheiterte es?

  • Slawen

    Stimmen: 5 55,6%
  • Am Essen

    Stimmen: 2 22,2%
  • Griechen

    Stimmen: 1 11,1%
  • Türken

    Stimmen: 1 11,1%

  • Umfrageteilnehmer
    9
Hm. Die Tschechen haben ihr "Trauma" weg von der Zwangsrekatholisiierung ergo Niederlage der Hussitenbewegung in der Schlacht am Weißen Berg. Die Slowaken habens da paar Punkte mit den Ungarn.... Allen eigen ist der Aufschwung in Zeiten der nationalen Wiedergeburten des 19. Jh. Da liefs in Bezug aufs Habsburger Reich jetzt nicht so viel anders wie mit anderen Imperien, ob den Finnen bei den Russen, dem Osmanischen Reich....

Jirasek ist so ein typischer alter Autor wenn es um Darstellung des tschechischen Geistes da geht. Der Svejk von Hasek gibt ja auch wunderbar die Stimmung zum Ende wieder. Ich find das Buch btw. einfach bis heute herrlich. Hat irgendwie meinen Nerv getroffen:)

Neben den nationalistischen Strömungen im 19. Jahrhundert gabs ja auch demokratische!!! Wer hätte sich übrigens anfang des 20. Jhdt. den Zerfall des "British Empires" vorstellen können, und trotzdem war es ab 1960 Geschichte!?!?

Am Essen lag es definitiv nicht, denn die KuK-Monarchie hat uns viele kulinarische Köstlichkeiten hinterlassn...
 
Ich wollte keinen eigenen Thread aufmachen. Wer noch nicht abgestimmt hat, kann abstimmen.
Zu den Habsburgern gibt es vor allem aus der Sicht der Slawen vieles zu sagen.
 
Die Frage der Autonomie: Die Kroaten als Spielball zwischen Wien und Budapest

Durch den 1867 geschlossenen Österreichisch-Ungarischen Ausgleich begann eine neue Epoche. Das Kräfteverhältnis zwischen den jungen Nationen in der Habsburgermonarchie wurde dadurch vollkommen verändert. Die Kroaten versuchten ihre Stellung im Vielvölkerstaat weiter auszubauen.
Unmittelbar nach dem Ausgleich zwischen der Wiener Regierung und den Führern der Magyaren folgte 1868 der Abschluss des Ungarisch-Kroatischen Ausgleichs. Es war dies ein notwendiges Entgegenkommen der Budapester Regierung gegenüber den entschieden föderalistisch eingestellten Kroaten. Die Bestimmungen blieben jedoch in vielen Detailfragen unklar. Bereits in der Auslegung der Natur des Vertrages bestanden große Unterschiede: Während die Kroaten darin eine Vereinbarung zwischen zwei Ländern erkennen wollten, handelte es sich aus der Sicht der Ungarn nur um eine Sonderregelung für eine teilautonome Provinz des ungarischen Staates.
Die ursprüngliche Forderung des kroatischen Landtages war eine vollkommene innere Autonomie Kroatiens und Slawoniens, die mit Ungarn nur durch einen gemeinsamen König verbunden sein sollten. Langfristig sollte auch die Möglichkeit einer Vereinigung des gesamten kroatischen Siedlungsgebietes inklusive Dalmatiens und Istriens (sie gehörten zur österreichischen Reichshälfte) sowie Bosniens (im Falle einer Eingliederung dieser osmanischen Provinz, was damals bereits im Raum stand) gewahrt bleiben.

 
Die Kroaten in der Habsburgermonarchie

Die Stärke der kroatischen Sprachgruppe in der Habsburgermonarchie wird um 1910 mit 2,8 Millionen Menschen angenommen, was einem Anteil von 5,3 % an der Gesamtbevölkerung entspricht.
Die Siedlungsgebiete der Kroaten waren in der Doppelmonarchie zwischen den beiden Reichshälften aufgeteilt: Kroatien, das Kernland der kroatischen Nationswerdung, und Slawonien lagen in der ungarischen Reichshälfte. In diesen beiden Ländern der ungarischen Krone, die über besondere Autonomierechte verfügten, waren die Kroaten mit 62,5 % die bestimmende Nationalität und Träger der Landesidentität.
Im eigentlichen Ungarn waren Kroaten als Minderheit in Südungarn am linken Ufer der Drau sowie in Westungarn entlang der Grenze zu Steiermark und Niederösterreich zu finden. Hier waren die Kroaten Nachfahren von Flüchtlingen, die im 15. und 16. Jahrhundert vor der osmanischen Expansion aus dem Westbalkan geflohen und planmäßig im westungarischen Raum (sowie zum Teil auch im östlichen Niederösterreich die March entlang bis Südmähren) angesiedelt worden waren. Der Großteil der kroatischen Neusiedler wurde im Laufe der Zeit assimiliert, nur im Kontaktraum der deutsch-ungarischen Sprachgrenze hielten sie sich als Burgenlandkroaten bis heute.

 
Die Serben in der Habsburgermonarchie

Die Serben bildeten mit ca. 1,9 Millionen oder 3,8 % der Gesamtbevölkerung (1910) eine der kleineren Nationalitäten der Habsburgermonarchie. Ihre Siedlungsgebiete waren verstreut und auf mehrere Kronländer bzw. Regionen verteilt, sodass sie nirgendwo die absolute Mehrheit hielten.
In Ungarn lebten 640.000 Serben, was 2,5 % der Bevölkerung des Königreiches entsprach. Das serbische Hauptsiedlungsgebiet in Südungarn war die sogenannte Serbische Vojvodschaft (Vojvodina).
In Kroatien-Slawonien betrug der serbische Anteil an der Bevölkerung 24,6 %. Die Serben lebten vor allem in Syrmien, einer Region im östlichen Teil Slawoniens, aber auch in jenen Teilen Kroatiens, die zur ehemaligen Militärgrenze gehört hatten.
In Cisleithanien befanden sich im Kronland Dalmatien ca. weitere 100.000 Serben. Hier wurde jedoch in amtlichen Statistiken nicht zwischen Serben und Kroaten unterschieden. Eine ungefähre Angabe ist nur mittels Gegenrechnung aufgrund der Religionszugehörigkeit zu ermitteln, ausgehend von der Annahme, dass orthodoxe Christen den Serben zuzurechnen wären.
In Bosnien und der Herzegowina, dem jüngsten Teilgebiet der Doppelmonarchie, waren die Serben mit 0,8 Millionen oder 43,5 % die zahlenmäßig größte ethnische Gruppe.

 
Serben alle und überall: Das nationale Programm der Serben

Die Wiege des modernen Serbentums stand bezeichnenderweise in Wien und Pest, wo kleine, aber wohlhabende und politisch einflussreiche serbische Gemeinden in der Diaspora lebten und die serbische Intelligenz Einflüsse aus Westeuropa aufnehmen konnte.
So veröffentlichte der serbische Sprachreformer Vuk Stefanović Karadžić (1787–1864) die erste moderne Grammatik des Serbischen (Pismenica srpskoga jezika, 1814) und seine Sammlungen serbischer Volkslieder in Wien. Die Gedicht- und Volksliedsammlungen fanden großes Echo in Westeuropa, wo die emanzipatorischen Bemühungen als Ausdruck des Freiheitskampfes gegen die Türken mit Sympathie verfolgt wurden. Ganz im Sinne der Romantik entstand so das weit verbreitete Bild der Serben als kämpferisches Volk von Hirten und Kriegern.
Ebenfalls am Beginn des serbischen Kulturnationalismus steht die 1826 erfolgte Gründung der Matica Srpska, einer serbischen Kulturorganisation und Verlagsgesellschaft im ungarischen Pest (1864 nach Novi Sad verlegt).
Die Rolle Karadžićs für die serbische „nationale Wiedergeburt“ war bedeutend. Er vollzog die Abkehr von der serbischen Variante der altkirchenslawischen Liturgiesprache, die bisher als Schrift- und Hochsprache galt, aber nur von Klerikern verstanden wurde. Er propagierte die Hinwendung zur gesprochenen Volkssprache. Seine Grammatik, gefolgt von einem Wörterbuch, machte ihn zum Schöpfer der modernen serbischen Literatursprache. Karadžić wählte die am weitesten verbreitete štokavische Variante des serbokroatischen Sprachbundes als Basis für seine Sprachreform. Diese Dialektvariante wurde auch von den Kroaten in Slawonien, in Bosnien und im dalmatinischen Hinterland gesprochen. Gemäß seiner Devise „Srbi svi i svuda“ (Serben sind sie alle und überall) implizierte die Sprachreform Karadžićs die Einverleibung dieser Dialektsprecher in den imaginierten „großserbischen Kulturraum“. Der serbische Anspruch auf die Führungsrolle am Westbalkan war somit auch linguistisch untermauert.

 
Die Bosniaken in der Habsburgermonarchie

Im Rahmen der Gesamtmonarchie bildeten die Bosniaken, worunter man die südslawischen Muslime in Bosnien versteht, mit einem Anteil von nur 1,2% an der Bevölkerung des Reiches eine der kleinsten Volksgruppen.
Die Bosniaken stellten 1910 mit ca. 0,65 Millionen ungefähr ein Drittel der Gesamtbevölkerung von Bosnien und der Herzegowina. Ein Problem bei der Erfassung dieser Volksgruppe war, dass in der amtlichen Statistik nicht zwischen Serben, Kroaten und Bosniaken unterschieden wurde, da sämtliche Sprecher dieser südslawischen Idiome unter dem Begriff Serbokroatische Sprachgruppe zusammengefasst wurden. Die Feststellung konkreter Zahlen war daher nur unter Berücksichtigung des religiösen Bekenntnisses möglich, wobei der Anteil der Bosniaken in Bosnien und Herzegowina mit dem Anteil der Muslime (= 32,3 %) gleichgesetzt wurde.
Die Bosniaken waren die Erben der osmanisch-türkischen Präsenz auf dem Balkan. Bosnien war seit dem 15. Jahrhundert unter türkischer Herrschaft gestanden und bildete einen wichtigen Vorposten für die osmanische Expansion in Südosteuropa. Die Existenz einer islamischen Bevölkerungsgruppe in Bosnien geht weniger auf eine planmäßige Ansiedlung von Muslimen, sondern vor allem auf die Konversion regionaler Eliten zum Islam zurück. Der bosnische Adel und die Stadtbürger unterwarfen sich der osmanischen Oberhoheit und nahmen den muslimischen Glauben an, um ihre Führungspositionen zu behalten. Sarajewo wurde als Hauptstadt und urbanes Zentrum der osmanischen Eliten ausgebaut.

 
Scharia unter dem Doppeladler: Österreich-Ungarn und die bosnischen Muslime

Die Versuche, in Bosnien die Verwaltung, das Schulwesen und die Justiz an die Strukturen der übrigen Reichsteile anzugleichen, bieten interessante Beispiele für das Integrationspotenzial der Habsburgermonarchie.

Der Aufbau einer administrativen Struktur analog zu den anderen Ländern des Reiches beschränkte sich jedoch nicht nur auf staatliche Behörden, sondern erstreckte sich auch auf die Organisation religiöser Gemeinschaften. So wurde das katholische Pfarr- und Bistumsnetz reorganisiert und ein Erzbistum mit Sitz in Sarajewo für die dortigen Katholiken geschaffen. Etwas komplizierter war die Situation für die christlich-orthodoxe Bevölkerung. Um den Drang der bosnischen Serben nach der Vereinigung mit dem serbischen Mutterland nicht noch zu verstärken, wurde in Einvernehmen mit dem orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel in Bosnien eine eigenständige orthodoxe Kirchenstruktur geschaffen, die institutionell von der serbischen getrennt blieb.

Mit völlig neuen Gegebenheiten waren die österreichischen Behörden bei den bosnischen Muslimen konfrontiert. Es existierten keine hierarchisch strukturierte Geistlichkeit und kein Oberhaupt im westlichen Sinn. Die Autoritäten waren lokale Muftis, die vom Sultan mit der Ausübung der Rechtssprechung und der Organisation des geistlichen Lebens betraut waren. Diese Vermischung von weltlicher und geistlicher Macht ohne klare Strukturen war für die k. u. k. Behörden nicht akzeptabel. Es wurde daher der Versuch unternommen, eine muslimische Gemeindestruktur im Sinne einer „Nationalkirche“ für die bosnischen Muslime unter österreichischer Aufsicht zu schaffen. Der Hintergedanke war die Ausschaltung der Autorität des Sultans, der bis dahin das traditionelle Oberhaupt der lokalen Muslime nicht nur in staatlicher Hinsicht, sondern auch in religiösen Belangen gewesen war. Die k. u. k. Behörden verhinderten die Einflussnahme des Sultans auf die Ernennung lokaler Würdenträger: 1881 wurde festgelegt, dass nun nicht mehr der Sultan, sondern die jeweiligen lokalen Eliten ihren Mufti selbst bestimmen sollten.

 
Vom Illyrismus zum Jugoslawismus: Konkurrierende Konzepte einer „südslawischen Nation“

Vom Grundgedanken einer sprachlichen Einheit der Südslawen ausgehend, entwickelten sich Ideologien zur nationalen Einigung. Umstritten war, ob die Führungsrolle dabei den Serben oder den Kroaten zufallen sollte. Auch die Frage der Einbindung der Slowenen war ungelöst.

Im Zeitalter des Erwachens der Völker entstand in gelehrten Kreisen die Idee, die zahlreichen, untereinander schwer abzugrenzenden slawischen Dialekte am Westbalkan zu einer gemeinsamen Hochsprache zusammenzuführen. Das Fernziel war die Schaffung einer südslawischen, im Zeitgeist antikisierend als illyrisch bezeichneten Nation. Die kulturellen und konfessionellen Unterschiede sollten überwunden werden, obwohl die historisch-kulturelle Entwicklung bei den südslawischen Völkerschaften sehr unterschiedlich verlaufen war.

Die bis dahin nur in Gelehrtenkreisen diskutierte Idee des Illyrismus fand ihre politische Initialzündung durch die Umgestaltung Europas durch Napoleon. Die historischen Landesgrenzen ignorierend, wurden erstmals Krain, Görz, Triest, Teile Kärntens und Kroatiens zu einer staatlichen Einheit, den Illyrischen Provinzen, zusammengefasst.

Trotz der kurzen Dauer dieses napoleonischen Territoriums – die Illyrischen Provinzen existierten nur von 1809 bis 1813 – blieb die Idee weiter latent vorhanden. Im Gedankengebäude des Illyrismus sahen sich vor allem die Kroaten als tragendes Element, da sie auf eine staatliche Geschichte zurückblicken konnten. Das erträumte „Großkroatien“ sollte unter der Bezeichnung Königreich Illyrien neben Kroatien, Slawonien und Dalmatien auch Bosnien, Istrien und die slowenischen Gebiete (die Slowenen wurden in kroatischer Lesart als Bergkroaten bezeichnet) umfassen. Die Schaffung Illyriens innerhalb einer föderalisierten Habsburgermonarchie war 1848 eine Hauptforderung der Kroaten. Nach der Niederschlagung der Revolution blieb dies jedoch eine bloße Utopie.

 
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